Wohn- und Geschäftshaus in Berlin-Köpenick

Baulückenschließung in der Köpenicker Altstadt

Die Kuriosität von Grundstückszuschnitt und Entstehung der Baulücke sind das Resultat einer radikalen Änderung der Verkehrsplanung innerhalb kurzer Zeit unmittelbar nach der Realisierung des Vorgängerbaus. So musste auf Grund der Umdisponierung der innerstädtischen Straßenführung ein genehmigtes und gerade errichtetes Gebäude bis auf eine halbe Remise zurückgebaut und das Grundstücke zu großen Teilen für die Umverlegung der Straße abgetreten werden. Zum Ausgleich wurde das Restgrundstück gartenseitig vergrößert und eine auf die neue Straße ausgerichtete Neubebauung durfte höher und bezogen auf das Grundstück größer errichtet werden. Das Ergebnis in Form eines opulenten Wohn- und Geschäftshauses mit einem Relikt der Remise daneben steht noch heute. Bedingt durch die veränderte Straßenführung sind Gebäude und Remise in einem spitzen Winkel zueinander ausgerichtet und das Grundstück hat hinter der Remise eine Einbuchtung im Grenzverlauf.

In Erörterungen mit den zuständigen Planungsbehörden wurden wesentliche Parameter zur Genehmigungsfähigkeit festgelegt. Der Restteil der Remise darf abgetragen werden, weil er baufällig ist und keinen Denkmalwert besitzt. Zu erhalten ist lediglich eine Durchfahrt zu Stellplätzen auf dem hinteren Grundstücksareal. Damit wäre die Baulücke frei gemacht, auf der, bezogen auf Zwischenraum und Gebäudehöhen, die Straßenflucht geschlossen werden könnte.

Gewerbe in Erd- und erstem Obergeschoss sowie darüber Wohnen ist die naheliegende und favorisierte Mischnutzung in der Köpenicker Altstadt. Ein im Grundriss neben die Durchfahrt und somit asymetrisch gesetzter Treppenhauskern ermöglicht mit barrierefreiem Zugang eine Gewerbeeinheit über zwei Etagen sowie darüber Wohnungen in zwei unterschiedlichen Größen.

Durch die Einbuchtung im Grenzverlauf ist das zukünftige Bauwerk gartenseitig, bezogen auf den zulässigen Grenzabstand, abzustaffeln. Entgegen der angedachten Ausnutzung der unterschiedlichen Traufhöhen der benachbarten Gebäude mit einem obersten halben Geschoss und Dachterrasse, ist der Höhenversatz mit dem neuen Gebäude an einer der beiden Gebäudeanschlüsse herzustellen.

Konzipiert ist die Architektur als eigenständiges Bindeglied zwischen zwei Gebäuden unterschiedlicher Bauzeit, leicht und zurückhaltend, abstrakt in der Formensprache und sich einfinden in der Materialität der Altstadt. Als Eigenleistung auf Seiten der Bauherrschaft sollen die nicht tragenden Fassadenwände in einer Pfosten-Riegel-Konstruktion aus Stahl errichtet werden. Die Anforderung der Einbindung in die Altstadt soll zur Materialität mit vorgehängten, farblich abgestimmten Klinker-Baguettes, und zur Fassadenstruktur mit deren differenzierter Anbringung erzielt werden.

Planungsleistung

  • Zielfindungsphase

Auftraggeber

  • privat

Ort

  • Berlin-Köpenick

Brutto-Grundfläche

  • 700 m²

Bausumme

  • 1.200.000 €

Fotos

  • Wolfgang Steinel